Am 9. April 2013 findet das ibo Trendforum „Change Management: integriert statt isoliert“statt. Dr. Jutta Chalupsky, Produktmanagerin der ibo Gruppe für Change Management, präsentiert auf der Tagung Beispiele und Vorschläge aus Wissenschaft und Praxis, wie Veränderungsprozesse erfolgreich begleitet werden. Ich sprach mit Dr. Jutta Chalupsky über integriertes Change Management und über ihre Motivation für die Tagung.
Frau Dr. Chalupsky, was verstehen Sie unter integriertem Change Management?
Change Management ist für mich dann integriert, wenn die Perspektive der Betroffenen von den Führungskräften, vom Top-Management, durch die Personalabteilung und vom Projekt selbst in Veränderungsprozessen permanent berücksichtigt wird. Das passiert noch viel zu wenig. Die menschlich-emotionale Seite wird viel zu wenig gewürdigt, oft zählen nur die harten Fakten, an denen die Beteiligten gemessen werden.
Müssten Führungskräfte bei Veränderungen die menschliche Komponente noch mehr berücksichtigen?
Ja schon, aber nehmen Sie zum Beispiel die Führungskraft in der Rolle als Projektleiter. Sie wird dort gemessen an harten Zielen wie Umsetzungserfolg, Einhaltung des Zeitplans oder des Kostenbudgets. Integriertes Change Management heißt aber, dass ich in meiner Rolle als Projektleiter auch die weiche Seite, die personelle Seite berücksichtige und mich frage, was löst die Veränderung bei den Betroffenen aus. Welche Konsequenzen gibt es für sie oder befürchten sie. Projektleiter müssen die Betroffenen mitnehmen, ihre Widerstände erkennen und sie aufgreifen. Integriert eben, in die Projektarbeit. Ich empfehle, in größeren Projekten einen internen oder externen Change Management Berater hinzuzuziehen, also jemanden, der eine neutrale Sicht auf die Dinge hat.
Warum muss Veränderung begleitet werden?
Der Veränderungserfolg kann schneller erreicht werden, wenn der Change Prozess begleitet wird. Die Betroffenen haben ein Recht darauf, dass ihre Fragen beantwortet werden, dass sie nicht als Widerständler abgestempelt werden. Wenn wertschätzend mit den Betroffenen umgegangen wird, werden sie die Veränderungen auch eher ausprobieren und annehmen. Ohne gute Change Kenntnisse kann das eine Führungskraft oder ein Projektleiter kaum schaffen. An die Stelle von einseitiger Information muss Kommunikation und Dialog treten.
Was macht eine gute Change Management Ausbildung aus?
In einer guten Change Management Ausbildung lernt man die Betroffenen dabei zu unterstützen, dass die die Folgen des Veränderungsprozesses verstehen. Man lernt geeignete Instrumente und Interventionen kennen und die Phasen des Veränderungsprozesses und was in welcher Phase am besten eingesetzt werden könnte. Außerdem werden die Rollen in Veränderungsprozessen und ihre Aufgaben, Kompetenzen und Befugnisse vermittelt. Und nicht zuletzt erhält man Einblick in die Psychologie von Veränderung und in das Management von Unberechenbarkeit und Instabilität.
Welches sind die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein funktionierendes Change Management?
Erstens muss der Handlungsbedarf von Anfang an klar sein. Die Betroffenen müssen erkennen, dass der Change alternativlos ist. Jeder muss wissen was passiert, wenn nichts passiert, wenn also alles so bleibt wie es ist. Zweitens muss das Top-Management vorbehaltslos hinter dem Change stehen. Es hat für Stabilität in der Phase der Instabilität zu sorgen. Und drittens muss klar sein, dass die Veränderung zusätzliche Investitionen mit sich bringt, vor allem in Zeit aber auch in Geld. Diese zusätzlichen Investitionen der Betroffenen müssen auch gewürdigt werden.
Was erwartet die Teilnehmer auf dem ibo Trendforum zum Change Management?
Das Trendforum bietet viel Praxiserfahrung aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir werden von einem radikalen Veränderungsprojekt berichten mit großen personellen und kommunikativen Anforderungen. Dann gibt es einen Vortrag, wie eine Führungskraft aus der Linie den Wandel umsetzt. Wir hören Tipps für die interne Vermarktung von Veränderungen. Aus wissenschaftlicher Sicht wird das lebenslange Lernen und Verändern beleuchtet. Und schließlich berichten wir über ein Konzept, die Förderung von Veränderungsbereitschaft im betrieblichen Gesundheitsmanagement zu integrieren.
Welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft des Change Management?
Da fallen mir spontan vier Dinge ein. Erstens, ich glaube, dass Change Management in der Zukunft noch stärker in die Unternehmensführung und in das Top-Management integriert wird. Zweitens erwarte ich, dass der Erfolg von Veränderungsprozessen noch stärker gemessen werden wird. Man will wissen, was die Veränderung gebracht hat. Drittens bin ich davon überzeugt, dass Führungskräfte noch stärker die Rolle des Change Managers übernehmen werden. Und schließlich viertens, Change Management wird zunehmend dezentralisiert: in das Projekt, in die Abteilung, bis hin zum Einzelnen.
Und ganz zum Schluss, was fasziniert Sie am Thema Change Management am meisten, Frau Dr. Chalupsky?
Die Unberechenbarkeit. Es kommt in jedem Change Projekt immer wieder anders als man denkt. Und mich beeindruckt die ungeheure Prozessorientierung des Themas.
Vielen Dank Frau Dr. Chalupsky für das Gespräch und viel Erfolg für das ibo Trendforum.
Dr. Jutta Chalupsky ist seit 1995 bei ibo. Sie ist Trainerin und Beraterin und verantwortet als Produktmanagerin das Fachgebiet Change Management. Jutta Chalupsky ist Buchautorin, promovierte in Pädagogischer Psychologie und hat sich berufsbegleitend in Supervision, Coaching, Marketing, systemische Beratung und Konfliktmanagement, Innovationsmanagement, Erwachsenenbildung und angewandte Innovationsforschung weitergebildet.